Er hoffte, dass sein Leiden bald vorüber sei. Bald… er wusste, dass dies ein sehr relativer Zeitbegriff ist. Sekunden… Stunden… Wochen… Monate oder sogar Jahre. Ihm war es gleich. Bald – sobald es eintreffen würde.
Seinem Körper wurde im letzten Jahr viel zugemutet – damit es ihm bald wieder besser ginge. Da war es schon wieder, dieses „bald“. Es begann mit einer intensiven Therapie, die seinen fortschreitenden, viral bedingten Leberzerfall einhalt gebieten sollte. Durch die Medikamente geriet sein Körper durcheinander, so dass er teilweise wieder gepusht werden musste. Dadurch fühlten sich gewisse Zellen seines Körpers jedoch dazu veranlasst, andauernd von sich aus zu pushen – sie wuchsen und teilten sich unaufhörlich. Daraufhin musste die Behandlung des viralen Leberzerfalls unterbrochen werden – kurz vor Schluss nach 42 Wochen andauernder Erschöpfung, Fieber und Schmerzen.
Die mit den Resourcen verschwenderisch umgehenden Zellen wurden nun ihrerseits mit starken Cytostatika ausgebremst – wie alle anderen Zellen nun jedoch auch – in der Hoffnung, dass diese nun schneller aufgaben als der Rest seines Körpers. Zwei Monate später wurde diese Form der Therapie eingestellt. Sein Körper musste in Schutzisolation aufbewahrt werden. Sein Geist jedoch war ruhelos, gelangweilt, genervt.
Sicherheitshalber wurden die Aufenthaltsorte der veränderten Zellen anschließend noch für einen Monat ausgebrannt. Kompromißlos, unerbittlich, ohne Rücksicht auf Kollateralschäden. Dagegen gab es Schmerzmittel!
Mittlerweile liegt zumindest ein Kontrollergebnis vor: die viral bedingte Zerstörung der Leber, der Auslöser allen Übels des letzten Jahres, ist wieder zurück. Noch ein wenig geschwächt, zögernd, vorsichtig; aber wieder da – unerbittlich, fordernd, zerstörend. Das Ergebnis der Cytostatika, des Ausbrennens befallener Herde mutierter Zellen steht indes noch aus. Prognose: vorerst verbannt, verbrannt. Wahrscheinlich aber irgendwo anders schlummernd, schlafend, lauernd. Bereit, bald erneut zuzuschlagen. Bald…
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